Heiligenstockschule / Hofheim

Sport macht Schüler schlau

Erstklässler sollen sich viel bewegen - Manchmal reicht auch schon eine Minute

Sport macht Schüler schlau 
Der ehemalige Eintracht-Trainer Dragoslav Stepanovic ist Pate des Projekts an der Heiligenstockschule. Foto: Matthias Knapp

Von Tina Schehler

An der Heiligenstockschule läuft ein hessenweit einmaliges Projekt: «Laufend schlauer werden» heißt es, zwei erste Klassen machen mit. Seit Beginn des Schuljahres machen sie in der Schule täglich Sport. Beim «Tag der offenen Tür» wurde das Projekt jetzt offiziell vorgestellt.

Marxheim. Wissenschaftlich ist längst erwiesen: Durch tägliche Bewegung können Kinder besser lernen. «Wir haben in unseren tagtäglichen Erfahrungen im Umgang mit Kindern immer wieder aufs Neue erlebt, dass Lernen mit allen Sinnen besser gelingt», betont Kerstin Graf, stellvertretende Schulleiterin und Sportlehrerin an der Heiligenstockschule, vor Eltern und Schülern. «Wir möchten daher den Schülern künftig mit einer täglichen Sportstunde zu geistigen Sprüngen verhelfen.» Untersuchungen haben gezeigt, so ist im Projektbericht zu lesen: Wer sich bewegt, trainiert seine Nervenzellen und bereitet den Geist auf Großes vor.

 

Bessere Konzentration

Zusätzliche Sportstunden und spezielle motorische Übungseinheiten im Fachunterricht sollen in den nächsten zwei Jahren dazu dienen, weit mehr Hirnregionen der Kinder zu aktivieren, als es im «gewöhnlichen» Unterricht geschieht. Erwünschte Effekte: bessere Konzentration, bessere Denkleistung, weniger übergewichtige Kinder.

Die Schule arbeitet dabei mit dem Verein «Klasse in Sport - Initiative für täglichen Schulsport» an der Deutschen Sporthochschule in Köln zusammen, der vor allem Schulen in Nordrhein-Westfalen seit 2006 mit der Vermittlung von Sponsoren und Fortbildungsmaßnahmen unterstützt. «Die meisten Schulen gründen AGs, die am Nachmittag stattfinden. Hier geht man einen anderen Weg», so Christian Tourney vom Verein «Initiative für täglichen Schulsport».

Seit Beginn des Schuljahrs machen an der Heiligenstockschule zwei von vier ersten Klassen täglich Sport. Statt den regulären drei stehen für Schüler der Klassen 1a und 1b sechs Sportstunden auf dem Stundenplan. «Auch wenn das mehr Schule bedeutet: Es macht den Kindern großen Spaß. Es wird gar nicht als regulärer Schulunterricht begriffen», weiß Schulleiterin Karola Sterf. «Sport ist für die Kinder ein großer Spaß.»

 

«Wir haben genervt»

Sie ist stolz darauf, ein engagiertes Kollegium an der Schule zu haben. «Die Idee, noch mehr Bewegung in den Schulalltag zu bringen, kam von den Sportlehrerinnen Kerstin Graf und Yvonne Wagner. Sie klemmten sich dahinter, ein passendes Projekt und einen Partner zu finden.» Kerstin Graf ergänzt: «Wir haben die Verantwortlichen in Köln geradezu genervt.» Die Unterstützung durch den Verein und Sponsoren sind für das Gelingen des Projekts unabdingbar: «Schließlich muss der zusätzliche Unterricht bezahlt werden», so die Schulleiterin. Die Heiligenstockschule ist die erste und bisher einzige «KiS-Schule» in Hessen. Vom Zentrum für Lehrerbildung und Schul-Unterrichtsforschung der Goethe Universität Frankfurt wird das Vorhaben wissenschaftlich begleitet.



Es ist nicht nur der zusätzliche Sportunterricht, der den Kindern langfristig bessere Noten bringen soll: Zusätzlich werden in den Fachunterricht Bewegungseinheiten eingebaut. «Viele Kollegen sind dabei bereits mit im Boot», so Kerstin Graf. Sie empfänden die Übungen nicht mehr als Zeitdiebstahl. «Es reicht eine Minute. Wichtig ist, dass die Übungen regelmäßig und täglich stattfinden, zu Beginn jeder Stunde.» Vorbild ist hier das «Projekt Schnecke» einer großen Krankenkasse, das besonders das Gleichgewichtssystem schulen soll. Kerstin Graf gibt ein Beispiel: «Mit der Hand wird ein Körperteil, zum Beispiel das Knie, begrüßt. Das lässt sich prima steigern: Zunächst hebt das Kind das Knie nur zur Hand, später geht das auch mit geschlossenen Augen oder auf einem Wackelkissen stehend.»

 

Pausenspaß

Einige Bewegungsmaßnahmen sind an der Schule schon fest etabliert: der «aktive Schulweg», die aktiv genutzte Pause («Pausenspaß-Angebote») und die regelmäßig von Yvonne Wagner im Unterricht durchgeführte Rückenschule. Höhenverstellbare Tische und ergonomische Stühle wurden gerade angeschafft.

Dass einmal alle Klassen täglich Schulsport betreiben, bleibt allerdings eine Utopie. «Da fehlen nicht nur Hallenkapazitäten, sondern auch die finanziellen Mittel», sagt Schulleiterin Karola Sterf. Sie resümiert: «Ziel des Projekts ist es, tägliche Bewegungseinheiten fest ins Schulprogramm zu integrieren. Warum nicht auch einmal Zahlen hüpfen oder das Rechenergebnis klatschen? Zudem sind wir überzeugt: Wenn Kinder erfahren, dass es schön ist, sich zu bewegen, wird Sport auch in ihrem weiteren Leben eine wichtige Rolle spielen.»

Quelle: Höchster Kreisblatt vom 01.12.2010